„Alles, was dem Entstehen unterworfen ist, ist dem Vergehen unterworfen.“

Das mag nun nicht gerade wie ein großartiges Wissen klingen, aber in Wirklichkeit beinhaltet es ein universelles Grundmuster: Was es auch sei – was dem Entstehen unterworfen ist, ist dem Vergehen unterworfen; es ist unbeständig und Nicht-Selbst.

Hafte also nicht an, lass dich nicht täuschen von dem, was entsteht und vergeht. Suche deine Zuflucht – worin du verweilen, worauf du vertrauen kannst – nicht in etwas, das entsteht, weil diese Dinge vergehen werden.

Wenn du leiden und dein Leben vergeuden willst, dann laufe herum und suche nach Dingen, die entstehen. Sie alle werden dich zum Ende führen, zum Vergehen, und du wirst davon nicht ein bisschen weiser werden. Du wirst nur herumlaufen und die gleichen alten, trostlosen Gewohnheiten wiederholen, und wenn du stirbst,
wirst du nichts Wichtiges aus deinem Leben gelernt haben.

Anstatt nur darüber nachzugrübeln, fange wirklich an zu kontemplieren: „Alles, was dem Entstehen unterliegt, unterliegt dem Vergehen.“ Wende diese Aussage ganz allgemein auf das Leben an, auf deine eigenen Erfahrungen. Dann wirst du verstehen. Beobachte einfach: Anfang – Ende. Kontempliere, wie die Dinge sind. Im Reich der Sinne dreht sich alles um Entstehen und Vergehen, Anfang und Ende. […]

Ajahn Sumedho

Ajahn Sumedho

Ich möchte betonen, wie wichtig es ist, diese Art des Reflektierens zu entwickeln. Anstatt nur eine Methode zur Beruhigung deines Geistes zu kultivieren, was gewiss auch ein Teil der Praxis ist, solltest du wirklich erkennen, dass richtige Meditation eine Verpflichtung zu weisem Untersuchen darstellt.

Dazu gehört ein mutiges Bemühen, den Dingen auf den Grund zu gehen, aber nicht indem du dich analysierst und beurteilst, warum du auf persönlicher Ebene leidest, sondern indem du dich entschließt, dem Weg wirklich zu folgen, bis du tiefgründiges Verstehen erlangst. Dieses tiefgründige Verständnis basiert auf dem Grundmuster von Entstehen und Vergehen. Hat man dieses Gesetz einmal verstanden, dann erkennt man, wie alles in dieses Grundmuster hineinpasst.

Dies ist keine metaphysische Lehre: „Alles, was dem Entstehen unterliegt, unterliegt dem Vergehen.“ Es geht hier nicht um die letztendliche Wirklichkeit – die todlose Wirklichkeit. Aber wenn du tief verstehst und weisst, dass alles, was entsteht, auch vergeht, dann wirst du die letztendliche Wirklichkeit erkennen, die todlosen, unsterblichen Wahrheiten. Dies ist ein hilfreiches Mittel, um zu dieser letztendlichen Erkenntnis zu gelangen. Achte auf den Unterschied: Die Aussage ist keine metaphysische, sondern eine, die uns zur methaphysischen Erkenntnis leitet.

Quelle: Ajahn Sumedho „Die vier edlen Wahrheiten“, S. 50f