Ingo Zacharias

Freiheit des Jetzt

Vom Gedanken-Ich zur Präsenz-Identität

Monat: Oktober 2015

Doris Zölls: Das eine Leben

Sagt ein Kind zum ersten Mal zu sich „ich“, erfasst es sich zum ersten Mal selbst. Es bezieht das Wort nur auf sich und erlebt sich dadurch im Gegensatz zum Außen. Erst jetzt erkennt das Kind sich im Spiegel. Vorher läuft es noch hinter den Spiegel, und will schauen, wer dahinter steht und wer durch ihn hinausschaut. In dem Moment, wo es „ich“ sagt, erlebt es: Das bin ja ich selbst.

Bevor Kinder zu sich „ich“ sagen, malen sie Bilder mit vielen unterschiedlichen Kreisen. In dem Moment jedoch, in dem Kinder zu sich “ich” sagen können, malen Sie in diese Kreise einen Punkt hinein. Es ist irgendetwas geschehen, es gibt auf einmal einen Bezugspunkt, von dem aus sie sich in Beziehung zur Welt setzen können.

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Stephen Batchelor: Eine Matrix von Bedingungen (Teil 2)

„Ungeborene Leerheit hat abgelassen von den Extremen des Seins und des Nichtseins. Daher ist sie sowohl die Mitte selbst als auch der Mittlere Weg. Leere ist der Pfad, auf welchem der in seiner Mitte ruhende Mensch geht.“ – Tsongkhapa

Befangenheit, das ständige und übermäßige Bewusstsein meiner selbst, steht in meinem Leben ganz im Vordergrund und ist zugleich doch eine höchst unsichere Sache. Wenn ich bei der Meditation mein Ich zu finden versuche, ist es so, als wollte ich meinen eigenen Schatten fangen. Ich greife danach, aber da ist nichts.

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Stephen Batchelor: Eine Matrix von Bedingungen (Teil 1)

Nehmen Sie einen Tintenkugelschreiber zur Hand. Nehmen Sie die Kappe ab und fragen Sie: „Ist das noch ein Tintenkuli?“ Ja, natürlich, nur eben ohne Kappe. Schrauben Sie das Oberteil ab, nehmen Sie die Mine heraus, und schrauben Sie die beiden Teile wieder zusammen. Ist das ein Tintenkuli? Nun ja, nicht so ganz. Und die Mine, ist das ein Tintenkuli? Nein – wenngleich sie im Unterschied zur leeren Hülle immerhin noch zum Schreiben dienen kann. Schrauben Sie nun die beiden Teile wieder auseinander. Ist eins von beiden ein Tintenkuli? Nein, ganz bestimmt nicht, nichts zu machen.

Was passiert mit dem Ding, wenn Sie es zerlegen? Wann hören die Komponenten auf (oder fangen an) ein Schreibstift zu sein? Von welchem Punkt ab ist die Banane, die Sie essen, keine Banane mehr? Wann fängt der Tonklumpen auf der Scheibe an, ein Gefäß zu sein? Namen und Begriffe vermitteln den Eindruck, dass es Dinge in der Welt gibt, die genauso festgelegt und eindeutig sind wie Sie selbst. Stifte, Bananen, Gefäße – dergleichen versteht sich von selbst und ist auf den ersten Blick zu erkennen.

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