Hier findest du alle meine Facebook-Beiträge im März 2021.

Gedanken sind Gedanken und die Realität ist die Realität. Aber nur immer.

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Bei dem Streben nach Glück und Zufriedenheit stellen wir uns Fragen wie: Was ist mir wichtig? Wie kann ich erreichen was mir wichtig ist? Wie muss ich bestimmte Bedingungen der Außenwelt verändern, damit sie meinen Vorstellungen entsprechen? Woran muss ich innerlich arbeiten, damit ich mehr ich selbst bin und meine Ziele verfolgen kann?

All diese Fragen haben ihren Wert für uns als Menschen, aber selbst wenn wir positive Antworten auf diese Fragen finden und uns auch noch die Umsetzung der Antworten gelingt, ist das Glück und die Zufriedenheit, das daraus entsteht, immer nur von kurzer Dauer. Denn die äußeren und inneren Bedingungen verändern sich ständig. Sie sind nie dauerhaft so, wie wir sie uns für unser Glücklichsein vorstellen. Ob es die Gesundheit ist, die finanzielle Sicherheit, die Erfüllung über die Arbeit, der Partner mit seinem Verhalten oder die gesellschaftliche Situation, immer wieder verändern sich die Bedingungen in allen Bereichen. Immer wieder kommt uns etwas „dazwischen“.

Und nicht zuletzt verändern sich auch unsere eigenen Vorstellungen und Prioritäten, was uns zufrieden macht, im Laufe des Lebens.

Deshalb ist aus meiner Sicht die intelligenteste und grundsätzlichste Frage, die wir uns stellen können, um Glück und Zufriedenheit zu finden (oder, buddhistisch ausgedrückt, um frei von Leid zu sein): Wer bin „Ich“, der Suchende? Wer bin „Ich“, der Leidende, der Unzufriedene?

Wo bin „Ich“ zu finden, der Brauchende, dem etwas fehlt, um glücklich zu sein? Was genau ist der Bezugspunkt „Ich“, an dem so etwas wie Glück und Zufriedenheit ankommen und von dem es wieder verschwinden kann?

Suche also nicht nach Glück und Zufriedenheit, sondern suche nach dem „Ich“, das als Andockstation für Glück und Zufriedenheit, aber eben auch für Leid und Unzufriedenheit, scheinbar existent ist. Dieses „Ich“ muss eine Form haben, es muss etwas Greifbares, etwas Sichtbares sein. Und es muss kontinuierlich hier sein. Oder kann an etwas Formlosem, etwas Unsichtbarem und Nicht-Dauerhaftem etwas andocken?

Suche danach, indem du alles, was erscheint, auf das Vorhandensein der Andockstation „Ich“ untersuchst: Sinneswahrnehmungen, Körperempfindungen, Gefühle, innere Bilder und Gedanken. Kannst du zusätzlich zu diesen Erscheinungen ein kontinuierliches und greifbares „Ich“ erkennen?

Wenn du diese Selbsterforschung immer wieder machst und dieses „Ich“ nirgendwo als Entität finden kannst, ist dem Streben nach Glück und Zufriedenheit die Grundlage entzogen. Diesen Zustand nennt man dann … Glück und Zufriedenheit.

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„Wenn der Suchende selbst gesucht wird und nicht gefunden werden kann, ist das Ziel des Suchens und auch das Ende der Suche erreicht.“ – Padmasambhava

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Das Ziel des spirituellen Weges besteht darin, das zu entdecken, was die Gedanken nicht berühren können.

Dabei geht es nicht um einen in weiter Ferne liegenden, besonderen Zustand des Geistes ohne Gedanken. Es geht um eine Entdeckung hier und jetzt, in diesem Augenblick – in dem gerade depressive oder freudvolle, sorgenvolle oder entspannte, „böse“ oder liebevolle Gedanken da sein können.

Was ist hier, das von all diesen Gedanken nicht berührt werden kann? Schau hin. Schau einfach direkt auf die Gedanken, die gerade da sind.

Wird deutlich, dass es dieses einfache Schauen selbst ist, was die Gedanken niemals berühren können?

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Es ist einerseits sehr verständlich, dass wir so stark nach Erfüllung der elementaren menschlichen Bedürfnisse „Wert sein/Gut genug sein“ und „Zugehörigkeit/Verbundenheit“ streben, um zufrieden zu sein. Aber es ist andererseits auch ziemlich ver-rückt, weil wir dabei nicht mitkriegen, dass wir schon jetzt, einfach so, zufrieden sind und genau diese Bedürfnisse erfüllt sind, wenn wir das Streben danach gedanklich vollständig loslassen.

Und wieviel menschlicher, sprich: weniger leidvoll für andere und die Erde, wäre unser Tun aus der „schon erfüllten“ Haltung!

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Manchmal sagt ein/e Sportler/in, nachdem er oder sie ganz überraschend einen großen Wettkampf gewonnen hat, z. B. bei einer Weltmeisterschaft, oder wenn es sich um eine ganz besonders große sportliche Leistung gehandelt hat: „Ich kann es noch gar nicht fassen. Mir fehlen die Worte. Ich brauche erstmal ein paar Tage Zeit, um zu begreifen, was gerade passiert ist.“

In dieser Aussage drückt sich etwas sehr Wahres aus, denn wir können nicht wirklich „fassen“, was gerade passiert ist. Wir können es nicht „begreifen“ und mit Worten die Realität von dem „erfassen“, was gerade geschieht oder geschehen ist. Und doch meinen wir im Alltag ständig, genau das zu können. Wir sind uns sogar ganz sicher, die Realität erfassen und (be)greifen zu können, weil wir doch nur hinterher die „richtigen“ Worte dafür finden.

Aber das ist eine große Täuschung! Denn erst durch unsere Worte entsteht eine scheinbare Realität, die konkret und klar ist, wohingegen die Unmittelbarkeit des Erlebens zwar auch eine Realität ist, aber eben eine völlig Non-Verbale, und damit eine völlig Unfassbare. Hier kann nichts „dingfest“ gemacht und „eingetütet“ werden. Hier können keine separaten Wesen und Objekte benannt und bewertet werden. Und in dieser Unfassbarkeit ist hier vom Standpunkt des direkten Erlebens eine völlige Offenheit für das, was gerade ist.

Wir alle kennen Momente, in denen wir – im wahrsten Sinne des Wortes – sprachlos sind, weil etwas so ungewöhnlich ist, so unfassbar ist. Oft sind es Momente in der Natur, wo uns etwas erfasst, ohne dass wir es irgendwie fassen können. Etwas später versuchen wir dann meist trotzdem, das Erlebte in Worte zu fassen (genau wie der/die Sportler/in nach dem ganz besonderen Wettkampf), aber es bleibt die Erinnerung an den Augenblick der Sprachlosigkeit, an den Moment des Nicht-Wissen-Könnens.

Versuche, dir im Alltag immer wieder den „Ich-weiß-nicht-wirklich“-Geist bewusst zu machen. Kannst du die Offenheit – ja, den Frieden und die Verbundenheit – spüren, wenn du nicht meinst zu wissen, was gerade passiert oder passiert ist?

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Gibt es Bewegung ohne die Zuhilfenahme von Gedanken?

Wenn du spazieren oder joggen gehst, kannst du einmal hinschauen, ob du dich selbst wirklich als in Bewegung erlebst. Die Antwort scheint völlig klar zu sein, aber wenn du kein einziges Wort darüber verlierst, wie du dich gerade körperlich wahrnimmst, ist dann da wirklich Bewegung?

Spüre den Körper in seiner vermeintlichen Bewegung. Wenn du keinen Kommentar, keine Aussage zu dem unmittelbaren Spüren hinzufügst, wo ist dann die Kenntnis von „Da ist Bewegung“ oder „Ich bin in Bewegung“?

Ohne die Verwendung von Gedanken ist da zwar nicht nichts, aber weiß das reine Dasein oder Erleben etwas von dem, was wir gedanklich als „Bewegung“ bezeichnen?

Und wenn da keine Bewegung ohne die Zuhilfenahme von Gedanken auszumachen ist, wo ist dann das Ich, das sich unabhängig von bewertenden Gedanken (positiv oder negativ) verändern kann?