Hier findest du alle meine Facebook-Beiträge für die Monate Dezember 2020 und Januar 2021 „auf einen Blick“.
Wer bist DU? Was genau ist mit der Instanz gemeint, die von sich sagt: „ICH bin unglücklich“, „ICH bin unzufrieden“, „Wie können die so mit MIR umgehen?“, „Das hat MICH verletzt“?
Das herauszufinden ist keine philosophische Frage, sondern von elementarer, ja existenzieller Bedeutung. Warum? Weil es ohne einen Bezugspunkt, dem etwas widerfährt, kein Leiden geben kann!
Es braucht immer eine „Andockstation“, an die so etwas wie „unglücklich“, „unzufrieden“, „verletzt“ (oder deren positives Gegenteil) ankoppeln kann. Und dieses Etwas ist das ICH-Gefühl!
Erst dadurch betreffen Gefühle MICH. Erst dadurch werden aus Gedanken und Erlebnissen MEINE Gedanken und MEINE Erlebnisse.
Genau deshalb leidest du auch nicht an dem, was gerade in der Person neben dir vor sich geht. Du weißt genau, dass das NICHT MEINE Gefühle und NICHT MEINE Gedanken sind. (Die Fähigkeit zur Empathie ist etwas anderes und davon unbenommen.)
Die spirituelle Selbst-Erforschung, um die es hier geht, nimmt nun dieses ICH-Gefühl nicht einfach als gegeben an – so wie es fast alle Menschen und alle Angebote zur Verbesserung des eigenen Lebens tun –, sondern sie schaut ganz genau hin, was mit diesem ICH wirklich gemeint ist und wo es konkret zu finden ist.
Und wenn sich durch die mutige Selbst-Erforschung die Erkenntnis einstellt, dass dieses ICH gar nicht zu finden ist (bzw. damit etwas ganz anderes gemeint ist als bisher gedacht), WER könnte dann noch ein Problem haben oder gar an etwas leiden?
Das ist die große Selbst-Befreiung! Das ist so viel mehr als es jede Arbeit an der eigenen Persönlichkeit und den äußeren Lebensbedingungen, um glücklicher und zufriedener zu sein, jemals leisten könnte.
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Hebe einmal langsam den linken Arm. … Hast du während des Anhebens ein ICH wahrgenommen? Oder hast du einfach nur den Arm gespürt?
Hinterher sagen die Gedanken: „Ja, ICH habe den Arm angehoben. Ich habe MEINEN Arm angehoben.“ Aber im einfachen Tun, im unmittelbaren Erleben, wo war da dieses vermeintlich so reale ICH? Wo war da der Besitzer des Arms? Wo war da die handelnde Instanz zusätzlich zur Bewegung des Arms? …
Kannst du zulassen, dass dich so eine einfache Übung wie das Anheben des Arms erst einmal verwirrt zurücklässt in Bezug auf deine bisher nie hinterfragte Überzeugung, dass da doch auf jeden Fall ein zusätzliches ICH ist, das diese Bewegung ausführt und zu dem dieser Arm gehört?
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Neben der Tatsache, dass wir alle tief konditioniert sind, das ICH ganz selbstverständlich als separate Entität hier im gegenwärtigen Dasein anzunehmen, hat dieses Empfinden aus meiner Sicht auch viel damit zu tun, dass es da ja zunächst einmal ohne Frage ein Erleben von etwas in jedem Augenblick gibt.
Allein die Tatsache des Spürens der Bewegung des Arms (siehe vorheriger Post) scheint ja eindeutig zu implizieren, dass hier Zwei sind: Auf der einen Seite ein Objekt, genannt „Arm“, und auf der anderen Seite ein Subjekt, genannt „Ich“. Aber im direkten Spüren des Arms … ist da nur das Spüren des Arms. Da ist kein Spürender zu sehen!
Wenn sich dann auch noch das Erleben einige Augenblicke später verändert und zum Beispiel das Hören eines Geräuschs da ist, ist da das sichere Empfinden, dass die erlebende Instanz unverändert geblieben ist. Und diese Instanz bin ICH, das Zentrum MEINES (Er-)Lebens!
Und doch, und doch: Auch im unmittelbaren Hören des Geräuschs ist da nur das Hören des Geräuschs – und weit und breit keine ICH-Entität, die hört…
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Wenn wir „Ich“ sagen, ist für uns völlig klar, was wir damit meinen: „Ich bin dieser Körper und dieser Geist.“
In alltäglichen Sätzen wie „Ich sehe den Baum“, „Ich schreibe gerade eine E-Mail“, „Ich habe einen neuen Pullover“ drückt sich dann das Verständnis aus, dass „Ich“ hier als dieser Körper und Geist das Subjekt dieses Augenblicks bin und dort die Dinge und Wesen der Außenwelt als Objekte sind.
Gleichzeitig bezeichnen wir diesen Körper und Geist jedoch auch als „meinen“ Körper und „meinen“ Geist. Wir sagen ganz selbstverständlich, dass das „meine“ Gedanken, „meine“ Gefühle und „meine“ Körperempfindungen sind. Damit werden Körper und Geist aber von „Ich“ zu „mein“. Sie sind jetzt nicht mehr das Subjekt, sondern lediglich Objekte dieses Augenblicks!
Zwischen den beiden Beschreibungen von diesem Körper und Geist als „Ich“ und „mein“ pendeln wir ständig hin und her, ohne uns des Widerspruchs, der darin liegt, bewusst zu sein. Denn etwas kann nicht gleichzeitig „Ich“ UND „mein“ sein. Ich kann nicht mit etwas identisch sein und zugleich als Besitzer davon etwas anderes sein! Das wäre so, als wenn wir sagen würden: „Das ist mein Auto“ und „Ich bin das Auto“! Letzteres ist natürlich völliger Unsinn, weil wir genau wissen, dass wir hier nur als Besitzer des Autos und getrennt davon sind.
Aber genau so ist es auch mit den Gedanken, Gefühlen und Körperempfindungen. Hier ist etwas, dass sie wahrnehmen, dass sie erleben kann. Und das ist nur möglich, weil dieses Etwas nicht identisch mit ihnen ist, sich also in irgendeiner Form von Distanz zu ihnen befindet. Und dieses Etwas nennen wir auch „Ich“!
Man könnte es das „Ich vor dem Ich“ nennen. Es ist das „Ich“, das das „Körper-Geist-Ich“ wahrnehmen oder erleben kann und als „mein“ empfinden kann. Aber damit ist es auch das grundlegendere „Ich“. Es ist die „oberste Instanz“ oder das „wahre Subjekt“!
Du bist etwas verwirrt? Dann schau dir das gerade Beschriebene noch einmal in dem Schaubild an. Oben findest du die gewöhnliche Betrachtungsweise und unten die genauere Darstellung.
Kontempliere dann die Frage: Was ist dieses Subjekt genannt „Ich“? Was ist dieses „Ich“, für das selbst Gedanken, Gefühle und Empfindungen Objekte sind? Kann es in irgendeiner Weise beschrieben oder definiert werden?
Und wenn es nicht beschrieben oder definiert werden kann, ist dieses „Ich“ dann jemals unfrei?
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Nimm dir im Alltag immer wieder einige Augenblicke Zeit, um zu schauen, wo du jetzt gerade als handelnde oder erlebende Instanz zu finden bist.
Spüre beim Sitzen den Kontakt mit dem Stuhl. Spüre das Wasser auf der Haut beim Händewaschen. Spüre die Bewegung der Beine beim Gehen. Einfache Dinge. Nichts Kompliziertes.
Und schau genau hin: Ist da zusätzlich zu dem Spüren eine erlebende Instanz zu sehen? Ist da ein separates „Ich“, das etwas tut? Oder ist da einfach nur Spüren?
Da sind leichte Verspannungen im Nacken. Da ist das Empfinden von Kälte im Gesicht. Da ist die Bewegung des Einatmens und Ausatmens. Nichts Herausforderndes.
All das wird erlebt. Aber kannst du zusätzlich zum Erleben ein „Ich“ erkennen, dass das tut, erlebt oder dem das passiert? Oder ist da nur Erleben? Ist da einfach nur die Unmittelbarkeit des momentanen Daseins?
Bleibe zunächst bei kleinen alltäglichen Situationen, die keine besonderen Gefühle (weder positive noch negative) auslösen. Später kannst du dann auch stärkere Gefühle und Gedanken auf die gleiche Art und Weise erforschen.
Kannst du das „Ich“ hier, im direkten Spüren und Erleben, finden? Kannst du seine Realität ohne die Benutzung von Ich-Gedanken bestätigen?
Und wenn du es nicht findest, hat die Abwesenheit dieser angeblich so sicher existierenden, separaten Ich-Instanz etwas Erleichterndes oder Beängstigendes?
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„Wann immer du nach deinem ‚Selbst‘ suchst und es nicht findest, fällst du augenblicklich in deinen ursprünglichen und wahren Zustand des Einheitsbewusstseins.“ – Ken Wilber
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Die Beschreibungen und Erforschungen zur Freiheit des Jetzt sind manchmal vielleicht verwirrend, weil sie ganz unterschiedliche, ja gegensätzliche Begriffe enthalten. Mal heißt es, das „Nicht-Selbst“ zu realisieren, dann wiederum das „wahre Selbst“ zu erkennen. Mal geht es darum, die eigene Leere zu spüren, um sich dann als Alles oder das Eine (Bewusst-)Sein wahrzunehmen.
Diese Unterschiedlichkeit liegt zum einen daran, dass es, grob gesagt, zwei Erkenntnisphasen oder -bereiche auf dem spirituellen Weg gibt. So ist es oft notwendig, zunächst die bloße Abwesenheit des Ichs zu erkennen, als das man sich bisher angesehen hat. Erst danach kommt es zur Realisierung der eigenen Ganzheit, die kein Innen und Außen kennt. Da dies aber keine zwingende Reihenfolge zur Selbst-Erkenntnis ist, werde ich (wie die meisten anderen spirituellen Lehrer) immer wieder Hinweise und Übungsanleitungen zu beiden Bereichen im losen Wechsel geben.
Zum zweiten liegt die Verschiedenheit darin begründet, dass jede Tradition – hier Non-Dualität und Buddhismus – eigene Begriffe, ja eine eigene Sprache gefunden hat und diese sich dann noch von Lehrer zu Lehrer und von der jeweiligen Zeit der Vermittlung innerhalb einer Tradition unterscheidet. Auch ich benutze teilweise neue Begriffe oder verwende sie mit einer anderen Bedeutung als andere Lehrer.
Und zum dritten ist es schlichtweg unmöglich, eine vollständige begriffliche Beschreibung dessen zu geben, was ich die „Freiheit des Jetzt“ nenne. Wie in der Geschichte von den blinden Männern, die alle einen Elefant an einer anderen Stelle berühren und ihn so auf ganz verschiedene Weise beschreiben, so ist auch hier jede Beschreibung des „Elefanten“ immer nur eine partielle Annäherung. Aber indem du den „Elefanten“ wieder und wieder von allen Seiten berührst und dich dann auch auf das unmittelbare Erleben „hinter“ den Begriffen einlässt, gelangst du schließlich zu dem wortlosen Verstehen, was du wirklich bist und dass du niemals unfrei warst, bist oder sein kannst.
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Das, was die Welt erlebt, ist nicht die Stimme im Kopf.
Kannst du diesen Satz in deinem Erleben bestätigen? Dann könnte er deine Sicht auf die Welt radikal verändern. Denn was ist realer: die erlebte Welt oder die gedankliche Welt?
Und wie weit entfernt bist du dann als erlebende Instanz von der erlebten Welt?
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Das, was die Welt erlebt, ist nicht die Stimme im Kopf.
Das, was den Körper erlebt, ist nicht die Stimme im Kopf.
Und das, was die Stimme im Kopf erlebt, ist auch nicht die Stimme im Kopf.
Erleben ist da – in jedem Augenblick. Aber die Stimme im Kopf erlebt gar nichts! Nicht einmal sich selbst.
Was bist du dann: Die Stimme im Kopf, die nichts erlebt, oder das, was alles erlebt, aber keine Stimme hat?
Entscheide dich. Beides kannst du nicht sein.
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Auch wenn uns das (Er)Leben und die gedankliche Benennung und Bewertung des (Er)Lebens als eine untrennbare Einheit erscheinen, sind sie doch zwei völlig verschiedene Dinge. Ersteres ist unvermeidlich. Letzteres ist rein optional.
Sind Unzufriedenheit und Leiden dann unvermeidlich oder rein optional?
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Verändere deinen Fokus weg von dem, was du gerade erlebst oder hast (und der damit verbundenen Vorstellung, wie es „richtigerweise“ sein sollte), hin zu dem, der das gerade erlebt oder hat.
Schau immer wieder hin: Wer ist der Erlebende dieses Augenblicks? Wer hat diesen Gedanken, dieses Körpergefühl, diese Sinneswahrnehmung?
Der Wechsel der Aufmerksamkeit von „Was?“ zu „Wer?“ ist der entscheidende Schritt auf dem spirituellen Weg.
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Mehr denn je wollen wir in der heutigen Zeit „ganz zu uns selbst finden“ und „ganz wir selbst sein“. Wir wollen unsere Besonderheit und Individualität finden und leben. Aber einige wenige wollen das genaue Gegenteil. Sie wollen ihre Universalität und Unscheinbarkeit finden und leben.
Was willst du?
Das Paradoxe ist, dass wir erst mit der Erkenntnis der eigenen Universalität „ganz wir selbst sind“ und aus unserer Unscheinbarkeit unsere wahre Individualität erblüht.
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Niemand sagt: „Der Regen regnet Regen“. Das klingt unsinnig, weil völlig redundant. Stattdessen sagen wir: „Es regnet“. Aber was ist dieses „Es“? Ist dieses „Es“ etwas Separates von „regnet“? Nein, denn damit ist – wenn auch verklausuliert – auch wieder „Der Regen“ gemeint. Damit ist es immer noch ein redundanter Satz und „Es“ und „regnet“ sind ein und dasselbe.
Aber niemand sagt nur „Regnet“, denn wir können nicht anders als das, was passiert, über Sprache in getrennte Elemente aufzuteilen. Das geschieht grundsätzlich in einer Satzstruktur mit einem Subjekt auf der einen Seite sowie einem Prädikat und (in den meisten Fällen) einem Objekt auf der anderen Seite. Aber am Beispiel des Regnens wird schnell deutlich, dass diese Trennung, diese Dualität, keine Abbildung der Realität ist.
Wennn wir genau Hinschauen und wie ein Wissenschaftler den Augenblick erforschen, können wir erkennen, dass das auch für alle anderen Aussagen über uns und die Welt gilt. Dann können wir sehen, dass die Trennungen in Sätzen wie „Ich sehe die Blumen“, „Ich sehe dich“, „ Ich gehe spazieren“, „Ich habe Rückenschmerzen“, „Ich bin traurig“, auch nicht wirklich Abbildungen der Realität sind, sondern bloß mentale Konstrukte.
Auf der Ebene des unmittelbaren Erlebens sind „Ich“ und „das, was ich erlebe, tue oder habe“ ein und dasselbe. Dort gibt es keine Getrenntheit, keine Dualität. Dort ist immer nur EINS.
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