Eins seiend mit sich selbst, hat das Absolute keine Möglichkeit, sich auf eine Weise zu erfahren, die wir gewöhnlich mit Erfahrung verbinden. Wenn wir normalerweise an Erfahrungen denken, ist da das Gefühl eines Erfahrenden, die Sache, die erfahren wird, und die Erfahrung selbst. Ich sage nun (und die Meister sagen das auch), dass diese Triade von Erfahrung, Erfahrendem und erfahrener Sache ein Spiel des einen Bewusstseins ist.

Sobald jedoch das Bewusstsein oder Sein, das rein in seiner Essenz ist, im Körper wirkt, geht es durch eine ganze Reihe von Erfahrungen. Für eine Weile drückt das Sein all diese verschiedenen und veränderlichen Zustände aus und erlebt sie: Heranwachsen, Kindheit und Jugend… Es muss durch diese Phasen gehen. Jedes Rebellieren, jede Frustration, jeder emotionaler Ausdruck wird durchlaufen.

Es ist immer noch nur das Sein, das dies erlebt, aber es erlebt intensiver, wenn es mit der Identifikation „Ich bin der Körper, ich bin die Person“ bekleidet ist. Und diese Körper-Geist-Identifikation, die vom Sein aufgenommen wurde, hält das Sein im Modus „Ich bin diese Person“ gefangen. Aber was immer du auch durchmachst, der Fluss der Gedanken und Emotionen, all die Freuden und Leiden des menschlichen Lebens, sind nur Empfindungen, die im Sein geschehen.

Du bist reines Bewusstsein

Die Einladung im Satsang ist nun immer, die Aufmerksamkeit zurückzubringen und daran zu erinnern, dass du nur Bewusstsein bist. Die Individualität ist nicht wirklich für dich, sie ist nicht stabil und sie ist nicht dein ursprünglicher Zustand. Sie ist nicht konstant, sie ist das Veränderliche.

Alles, was du über dich sagen kannst, ist nicht wahr. Du wirst entschiedene Ansichten haben bei bestimmten Vorstellungen, emotionalen Dingen oder Urteilen haben, aber du bist nicht fähig, in diesem Zustand zu bleiben, weil jeder Zustand veränderlich ist. Du bleibst als reines Bewusstsein.

Wenn die Identifizierung, die das Bewusstsein mit dem Körper geformt hat, und der Glaube “ Ich bin der Körper“ präsent sind, kennt sich das Bewusstsein nicht als Bewusstsein. Es wird sich seiner selbst nur auf der Körper-Geist-Ebene bewusst und so fällt es in Verwirrung. Das Bewusstsein, das identifiziert ist, wird zum Schuldigen im Leben.

Es geschieht nur auf der Grundlage der Identifizierung, dass wir durch so viele Schwierigkeiten zu gehen scheinen, dass wir uns getrennt und ängstlich fühlen, dass wir kämpfen und im Konflikt mit anderen Menschen sind – oder wie ich sagen würde, „anderen Punkten des Bewusstseins“.

Wie du sehen kannst, ist diese Welt irgendwie in einen sehr beunruhigenden Zustand geraten. Das ist nicht mehr als verschiedene Identifikationen, die das Bewusstsein mit seinem unabhängigen und getrennten „Ich“, das verschieden von „Anderen“ ist, geschaffen hat.

Du magst vielleicht sagen, dass du völlig dieses menschliche Wesen bist. Was kann das bedeuten? Es bedeutet, dass das Bewusstsein, welches innerhalb des Rahmens von Eigenschaften der menschlichen Form wirkt, ein bestimmtes Feld der Identifikation und des Ausdrucks hat, das einzigartig in der Spezies Mensch ist. Das ist in Ordnung.

Tauche tief

Aber du bist auch als dieses Bewusstsein fähig, tief zu tauchen. Tief zu tauchen bedeutet, dich zu hinterfragen. Nicht nur zu hinterfragen, was du wahrnimmst (was deine Aufmerksamkeit eher nach außen bringt), sondern auch den Wahrnehmenden zu hinterfragen (was bedeutet, deine Frage zum Herzen hin zu bringen).

Mooji

Mooji

Tauche tief und gib nicht auf, bis du zum Grund gelangst, zum Meeresboden, dem tiefsten Ort. Wenn du diesen Meeresgrund berührst, wirst du als Meeresgrund, als Sein, verbleiben. Dieses Sein ist nichts anderes als du selbst. Dieses „Du selbst-Sein“ ist in dieser Empfindung, in diesem natürlichen, subjektiven Selbst-Gewahrsein von „Ich bin“, enthalten.

Das „Ich bin-Sein“ ist das göttliche Prinzip in dieser Form. Wenn es sich mit dem Körper und Formen verbindet, bildet es eine sekundäre Identität. Du könntest sagen, es fällt vom göttlichen in den irdischen Zustand. Es fällt vom Herzen in den Verstand.

Halte nicht zu sehr an diesen Beschreibungen fest, sie sind nur der Duft. Ergreife den Duft. Lass dich vom Duft zur Quelle führen, von der er herkommt. Die Quelle bist nur du selbst.

Normalerweise entsteht ein Drang im Körper, der wahrgenommen wird auf der Grundlage der Vorstellung, die wir von uns selbst haben, unserer Konditionierung, unserem einmaligen Wertsystem, unseren früheren Urteilen und dem, was wir gelernt haben. Was auch immer in uns entsteht, geht durch den Filter des Urteilens – „das ist gut“ oder „das ist schlecht“ – und wir bemühen uns sehr, unser Benehmen und Verhalten zu kontrollieren.

Wenn die Identifikation für uns sehr stark ist, ist das gewöhnlich in Ordnung. Dann müssen wir den Moralvorstellungen folgen, müssen einen Sinn von gut und schlecht haben, um das aufzugeben, was falsch ist, und das aufzunehmen, was richtig ist. Das ist der beste Weg, sobald die Identifikation da ist: Tue Gutes, meide Schlechtes, meditiere, ernähre dich gesund, praktiziere. All diese Dinge sind gut.

Alles, was auftaucht, ist reine Empfindung

Aber das Bewusstsein, das nach Hause gekommen ist, das zu sich selbst in die Reinheit zurückgekehrt ist, hat die Behauptungen von Getrenntheit und Persönlichkeit erforscht und hat durch die lebendige Erforschung mit Klarheit gesehen, dass dies alles Gedankengebilde, Vorstellungen und Konzepte sind, die dem reinen Bewusstsein irgendwie eingeflösst wurden.

Es wird erkannt, dass das Bewusstsein selbst absolut keine Eigenschaften hat. Diese Dinge sind nicht wirklich dir innewohnend. Sie erscheinen nur durch die Identifikation, und es ist aufgrund dieser Identifikation, dass diese Eigenschaften Wirkungen haben.

Aber wer ist der letztendlich Sehende? Etwas beobachtet all das, sieht das Gehen und Kommen all dieser Gedanken, die vorher als konkret und wirklich angesehen wurden und jetzt als ein bloßes Spiel von Stimmungen erkannt werden. Da ist ein Strom von Empfindungen, der im Bewusstsein entsteht, der nun erkannt wird als „Das bin nicht ich“.

Für dieses Bewusstsein ist es ganz anders: Es gibt keine Notwendigkeit, irgendetwas zu unterdrücken oder zu kontrollieren. Man erkennt einfach, dass alles Gebilde der Identifikation sind. Jetzt entsteht z. B. ein Drang, zu rauchen oder auszugehen, aber wenn die Identifikation nicht da ist, entsteht kein Urteil. Es wird einfach als eine Bewegung im Sein gesehen, als das Verlangen des Seins, egal ob es schön oder nicht.

Und derjenige, der es als schön oder nicht so schön bewertet, ist nicht gegenwärtig. Daher ist alles, was auftaucht, reine Empfindung, welches ihrer Bedeutung beraubt wurde, die ihr durch die Konditionierung gegeben worden wäre. Es erscheint innerhalb des Seins als reine Empfindung. Da ist nichts, dem man widerstehen oder gegen das man kämpfen müsste, weil dort kein anderer ist, gegen den man überhaupt etwas haben könnte. Alles sind Empfindungen im Bewusstsein.

Wer kann den Zustand von so jemandem beschreiben? Durch was wirst du begrenzt? Der Körper ist da; weil der Körper da ist, ist Bewusstsein da, Lebenskraft ist da, Gedanken und Empfindungen sind da. Der Ozean beinhaltet alles: Wasser, Fische, Luftblasen, Wellen, Muscheln – jede Art von Kreatur enthält Ozean. In ähnlicher Weise wohnen dem Ozean alle möglichen Ausdrucksarten, Bewegungen und Eigenschaften inne. Der Name dieses Ozeans ist „Ich bin“.

Und doch bist du jenseits der Worte „Ich bin“. Weil selbst um „Ich bin“ zu sagen, um „Ich bin“ zu hören, bist du bereits da. „Ich bin“ ist nur ein Etikett, ein Wegweiser, der darauf deutet, was du bist.

Die Frage, die zur Quelle führt

Was bist du? Alles, was du sagen kannst, das du bist, kannst du nicht sein. Wer sagt „Ich bin das“ oder „Das bin ich nicht“? Ich erwarte keine Antwort. Mit der Frage selbst verweist der Verstand wieder zur Quelle.

Die Quelle ist alles, was ist. Und all das hier ist nur dazu da, die Aufmerksamkeit wieder zur Quelle zu bringen. Die Quelle ist die Quelle von allem. Du als diese Quelle, das Ursprüngliche, beinhaltest allen Frieden, alle Freude und Stille, unerschütterlich, unendlich, ewig.

Du könntest sagen, dass all dies die Natur von dem ist, was ist. Das was ist, darauf kann nicht gedeutet werden, es kann nicht begriffen werden durch irgendeinen Begriff, irgendein Wort. Es steht allein für sich selbst. Ich bin das.

Ich bin das Unbeschreibbare, Unberührbare, Unbekannte, jenseits der Erfahrung des Verstandes. Enthoben jeder Definition, jedes Titels, jeder Assoziation und jeglicher Eigenschaft. Enthoben von allem, was auf der Ebene der Phänomene wahrnehmbar ist, enthoben den fünf Elementen und ihrem Spiel.

Ich bin. Nicht „Ich werde sein“. Weil ich nicht von mir als „Ich war“‘ oder „Ich werde sein“ sprechen kann. „Ich bin“ ist die wahrhafteste Aussage. Es ist der Dampf, der aus diesem unendlichen Sein aufsteigt. Verweile hier.

Für jene, die hierher gekommen sind: was auch immer für dich auftaucht, die Einladung ist, den Grund zu berühren, sich aufzulösen und der Grund selbst zu sein. Danach tue was du willst. Das ist nicht meine Angelegenheit.

Es ist nicht mein Interesse, weil Aktivitäten kein Gegensatz zur Wahrheit sind. Aber Aktivitäten, die durch das Gefühl der Getrenntheit oder Identifikation erzeugt oder in Anspruch genommen werden, müssen Schwierigkeiten verursachen, weil die Vorstellung, dass man selbst ein bestimmter „So-und-so“ ist (und der Glaube an diese Überzeugung besteht), eine völlige Täuschung ist, völlig illusorisch, einfach nicht wahr ist.

Erkenne dich als dieses Sein

Zuerst muss diese Identifikation in diesem Sehen getauft werden – dieses Sehen, das Sein ist. Du musst dich selbst als dieses Sein kennen. Nicht auf eine intellektuelle Art und Weise, sondern durch ein Auflösen der Identität.

Wie kann diese Identität aufgelöst werden? Durch das Erkennen, dass jegliche Vorstellung, die ich über mich und die Wahrheit habe, einfach rein gedanklich ist und nicht wahr. Ich lege sie ab und ich lehne sie ab. Was immer an Gedanken auftaucht und an Versuchung da ist, darin ein Gefühl von mir selbst festzumachen: ich weiß „Nein, dass kann ich nicht sein“.

Wie findet man das? Berühre keinen Gedanken. Berühre keinen einzigen Gedanken. Wenn einer aufsteigt, halte den Verstand neutral. Verbleibe als Leere.

In dieser Leere kann alles gereinigt werden. Alle Empfindungen treiben nach oben und durch die Leere, all diese Blasen kommen an die Oberfläche in ihr, und das muss auch so sein. Berühre sie nicht.

Es gab eine Zeit, als du dazu nicht in der Lage warst. Und dann wirst du sehen, dass „Ich bin nicht in der Lage, das zu tun“, auch nur ein Gedanke ist. Ich tue nichts. Ich verweile nur als das. Dies ist Stille. Dies ist wahrhaft Stille, mühelose Stille.

Aber am Anfang wirst du die Wahrheit verpassen, weil es die Neigung gibt, dich mit dem Verstand und dem Gefühl „Ich bin der Handelnde“, zu identifizieren, und als Handelnder etwas damit zu machen. „Was muss ich machen?“ Hier sage ich „Tue nichts. Verweile nur als das.“. Bleibe leer und beobachte.

Welcher Gedanke oder welche Empfindung auch immer aufkommt, du wirst nicht ein Verkehrspolizist für sie sein. „Das ‚Ich‘ selbst, das versuchen würde, zu unterdrücken und zu forcieren, ist nur die Art, wie ich gelernt habe zu sein, und an was ich mich gewöhnt habe zu glauben als mein Selbst. Und jetzt kann ich klar sehen, dass das nur ein Gedanke ist, der in mir entsteht. Jetzt berühre ich ihn nicht.“

Was bleibt?

Was bleibt übrig? Was bleibt? Dass ich bin. „Ich“ als irgendeine Information und „du“ als irgendeine Information ist überhaupt nichts. Sie ist nicht wahr.

Was ist wahr? Was bleibt, wenn es kein „Ich bin…, du bist…“ gibt? Nimm nichts als du selbst an und du bleibst übrig. Das ist so, ob du es erkennst oder nicht. Erkenne es und lebe in der Fülle der Leere.

Bis jetzt hattest du den Eindruck, dass die Gedanken, die du hattest, sich um dich drehten. Du hast den Preis gesehen, solchen Gedanken nachzuhängen. Sie haben dir nicht als Elend gebracht. Sie waren voller Versprechungen für ein besseres Leben, von mehr Genuss und Erfolg in dieser Welt. Einige wenige Glückliche haben dies durchschaut und gesehen, dass es nicht so ist.

Diese Versprechungen waren wie Versprechungen von Politikern – sehr süß, aber sie werden nicht erfüllt. Sie bringen nicht, was sie versprechen. Du hast dies durchschaut und die Auswirkungen der Last unerfüllter Versprechungen und Wünsche erlebt. So haben dich gerade deine Enttäuschungen zum Satsang gebracht, haben dich hierher gebracht.

Ich bin Satsang. Das ist keine persönliche Aussage. Das Spiel von Satsang entsteht in mir und du bist zum Satsang gekommen. Dieser Satsang ist kein Ort. Es gibt keine Landkarte, um hierher zu kommen. Dieser Satsang findet nicht im Fairview-Haus Nr. 12 statt. Dieser Satsang findet in dir statt.

Dieses „Ich bin“ ist dein eigenes Selbst. Das Bewusstsein hat dir diese wunderbare Möglichkeit gegeben: Komm zurück zu mir. Dieses „mir“ ist dein eigenes Selbst.

Leiste keinem Gedanken Gesellschaft. Wirf alles fort. Wirf sogar dein eigenes Selbst fort, die Gedanken, die du über dich selbst hast, und verbleibe nur als das, was übrig bleibt.

Quelle: Mooji „Dive deep“, eigene Übersetzung