Macht es überhaupt Sinn, sich mit bestimmten Überzeugungen und Gefühlen zu beschäftigen, sie anzuschauen und zu analysieren, anstatt sich zu fragen: „Wer glaubt dies?“ oder „Wer denkt dies?“ Ist es überhaupt sinnvoll, sich mit bestimmten Glaubenssätzen auseinanderzusetzen?
Deine Glaubenssätze sind alle ein Teil der Vorstellung „Ich bin der Handelnde“. Solange sie da sind, wirst du Überzeugungen und Gefühle haben. Dieser Handelnde ist das Ego. Das Ego ist die Einheit, die sagt: „Ich tue dies, ich denke dies, ich glaube das.“
Der erste Glaubenssatz, der entsteht, ist die Vorstellung „Ich bin der Körper.“ Es ist nur ein Glaube, eine Vorstellung. Niemand denkt oder glaubt „Ich bin Bewusstsein.“ Niemand spricht so. Stattdessen sagt jeder: „Ich bin der Körper.“
Alles beginnt mit dieser Vorstellung vom Körper. Wenn du „ich“ sagst, beziehst du dich immer auf den Körper und nicht auf das Bewusstsein. Wenn du sagst: „Ich habe das getan, ich tue dies, ich werde das tun“, beziehst du dich auf die Aktivitäten des Körpers. Und wenn du denkst: „das ist meine Beziehung“ oder: „das ist jemand, mit dem ich verwandt bin“, ist das wiederum etwas, was du denkst und glaubst, weil du annimmst, der Körper zu sein.
Diese ganzen Vorstellungen, die du über dich selbst und über die Welt hast, wurzeln in der Überzeugung, dass du ein Körper bist oder in einem Körper bist. Ist diese Vorstellung erst einmal etabliert ohne hinterfragt zu werden, wirst du anfangen, auf Basis dieser falschen Vorstellung zu leben und zu unterscheiden. Das ist Unwissenheit. Diese Unwissenheit willst du als Grundlage für deine Untersuchungen dieser „bestimmten Glaubenssätze“ benutzen von denen du sprichst.
Diese Identifikationen und alles, was damit verbunden ist, gilt den unwissenden Menschen. Alle Bücher und alle Sutras sind für unwissende Menschen, nicht für die Weisen. Disziplinen sind für dieselben unwissenden Menschen. Wenn du einmal erkannt hast, wer du bist, wenn du einmal die richtige Identifikation gefunden hast, „Ich bin Bewusstsein; ich bin nicht die Kleider, die es trägt“, dann wird alles andere verschwinden. Es wird einfach zusammenbrechen. Wenn du einmal weißt: „Ich bin nicht das T-Shirt oder ein anderes Kleidungsstück, das ich trage“, dann wirst du wissen: „Ich bin Bewusstsein.“ Aber wenn du stattdessen der Körper wirst, dann musst du leiden.
Diese falsche Identifikation hat gewaltige und schmerzhafte Konsequenzen. Solange „ich bin der Körper“ die Grundlage deiner Gedanken und Handlungen ist, werden daraus Manifestationen entstehen, die zu deiner Realität werden, solange sie da sind. Die Hölle wird da sein, der Himmel wird da sein, die Götter werden da sein, Religionen werden da sein. All diese Dinge werden wahr und real für dich sein, solange du denkst, dass du der Körper bist.
Es wird dir nicht helfen, deine Glaubenssätze zu untersuchen und zu analysieren, solange du nicht das Ego, das diese Glaubenssätze hat, zum Objekt deiner Untersuchungen machst. Schau dir dieses Ugo an. Erlaube ihm nicht, ein ganzes Universum für dich zu erschaffen. Denke nicht: „Ich bin dieser Körper.“ Sage dir selbst: „Ich bin Bewusstsein.“ Du musst dich zwischen diesen beiden entscheiden. Du musst dich entscheiden, von wo aus du dein Leben leben willst: vom Ego oder vom Bewusstsein aus.
Bewusstsein wird für alle Dinge benötigt, die du im Leben tust, aber das siehst du nicht. Du glaubst, dass der Handelnde, das Ego, das Sagen hat und dass es alle Handlungen ausführt, für die du dich entschieden hast. Das ist Unwissenheit. Es ist eine Identifikation mit all den Bildern, die auf der Leinwand erscheinen – und nicht mit der darunter liegenden Leinwand, auf die alle Bilder projiziert werden. Du siehst ein Bild, das auf die Leinwand projiziert wird , und du sagst: „Das bin ich. Das ist wer ich bin.“
Die Leinwand selbst, das Bewusstsein, ist der Untergrund für alle Bilder, die auf ihm erscheinen. Du bist die Leinwand und nicht all diese Bilder, die auf ihr erscheinen oder verschwinden. Die Leinwand ist absolut unberührt und unbeeinflusst von all den Bildern, die auf ihr erscheinen. Indem du sagst: „Diese Abbildung bin ich“, identifizierst du dich mit einem dieser Bilder, und sobald du das tust, wirst du leiden, wann immer dieses Bild in irgendein Drama verwickelt wird.
Kriege entstehen; Romanzen entstehen; Tänze entstehen. All diese Dinge werden auf die Leinwand projiziert. Wenn du denkst, dass du ein Körper – eines dieser flackernden Bilder auf der Leinwand – bist, wirst du dich mit all den Dingen identifizieren, die diesem Leinwand-Körper widerfahren, aber wenn du weißt, dass du die Leinwand bist, das Bewusstsein, das unberührt von all den Bildern ist, die in ihm erscheinen, wirst du nicht weiter leiden.
Das Licht, das für dieses Bewusstsein steht, wird von keinem dieser Bilder beeinflusst. Sie können da sein oder sie können abwesend sein; für das Bewusstsein macht es keinen Unterschied. Es wird nicht berührt von den Handlungen dieser Bilder, und es bleibt ebenso unberührt, wenn sie überhaupt nicht da sind. Wir können meditieren, aber das Licht ist davon unberührt. Wir können sprechen, aber das Licht ist davon unberührt. Wir können schlafen, aber das Licht ist davon unberührt. Dieses Licht, dieses Bewusstsein, ist die ganze Zeit da. Es ist die treibende Kraft, die die Bilder erscheinen lässt und die ebenso bewirkt, dass sie aufeinander reagieren. Aber das ist dir nicht bewusst, weil du der sturen Überzeugung bist: „Ich bin der Körper, der an allem beteiligt ist. Ich bin die Person, die entscheidet, was dieser Körper tun wird.“
Wir sehen einander durch das Licht der Sonne, aber wir sind so sehr damit beschäftigt, aufeinander zu schauen und miteinander zu interagieren, dass wir vergessen, dass dies nur möglich ist, weil die Sonne da ist. Auf die gleiche Weise ist das Bewusstsein die ganze Zeit da als Hintergrund, vor dem sich dieses ganze Drama der Manifestation abspielt. Wir nutzen es, aber wir machen uns nie die Mühe, herauszufinden, was es ist oder woher es kommt. Statt herauszufinden, was dieses Bewusstsein ist und was unsere Beziehung dazu ist, umgehen wir das Bewusstsein und schreiben alle Handlungen, die der Körper ausführt, einem gewissen imaginären „Ich“ zu, von dem wir behaupten, dass es im Inneren unseres Körpers lebt.
Wenn du diesem erfundenen „Ich“ erlaubst, die Verantwortung für dein Leben zu übernehmen, bist du verantwortlich für alle Handlungen, die der Körper ausführt und musst die Folgen für alles tragen, dass du glaubst getan zu haben. Alles wird auf deinen eigenen Schultern ruhen, und das wird eine große Belastung, die du von Leben zu Leben mit dir herumträgst. Aber wenn du erkennst und verstehst, dass es dieses Licht ist, dieses Bewusstsein, das dich mit Leben erfüllt, und dass es dieses Licht ist, das in Wirklichkeit deine Handlungen durchführt, dann trägst du keine persönliche Verantwortung mehr für die Handlungen, die der Körper ausführt.
Sei einfach das Werkzeug des Bewusstseins, durch das es seine Arbeit tut. Lass deinen Körper gemäß seiner Vorgabe handeln. Sei dir bewusst, dass du einfach nur ein Werkzeug bist. Wenn du im Bewusstsein lebst, als Bewusstsein, ohne etwas – zum Beispiel einen Körper – als „mein“ zu beanspruchen, wirst du ein sehr freies Leben lühren. Du wirst selbst Freiheit sein.
Du wirst sehr gut und sehr glücklich leben, mit dem Wissen, dass du das zugrunde liegende Bewusstsein bist und nicht irgendeines dieser belanglosen Dramen, die sich in ihm manifestieren. Vielleicht ist Leiden da, vielleicht ist Glücklichsein da. Ob die Dramen kommen oder gehen, wird dich weder beunruhigen noch begeistern, weil du die Wahrheit kennst und in ihr lebst, die Wahrheit, die das allem zugrunde liegende Bewusstsein ist.
Heidi Steinbeck
Danke für die Mail! Diesen Text von Papaji zu lesen, hilft auf dem Weg in die Freiheit und „Freiheit zu sein“ !