Der Erlebende kann niemals erlebt werden. Er kann nur gedacht werden. Er kann nur erdacht werden.

Untersuche es selbst. Schau ganz direkt hin und tauche ein in das Erleben dieses Augenblicks. Wer ist der reale, lebendige Erlebende? Hier, Jetzt? Wer ist der Erlebende, der das Erleben erlebt? Dem dies passiert und jenes geschieht? Wer ist diese Jemand, der der Empfangende von Erwünschtem und Unerwünschtem ist? Wer erlebt selbst das Auftauchen von Wünschen und Ablehnen (in Form von Gedanken)?

Genauso: Wer ist der Erlebende seines eigenen Handelns? Wer ist der reale, lebendige Gestaltende von Positivem und Negativem? Wer ist der Besitzer von all dem?

Schau genau hin. Denke nicht darüber nach. Lausche, spüre, sieh hin. Ganz direkt. Kannst du „Dich“ finden? Als etwas, auf das du (physisch) mit dem Finger zeigen kannst? Jetzt, während dieses Erlebens?

Wenn der Erlebende von Empfangen und Tun nur gedacht, aber nicht selbst real, konkret dingfest gemacht werden kann, wer kann dann bedroht oder verletzt werden? Wer kann dann etwas verlieren? Oder gewinnen?

Wenn all dieses anstrengende „Um-sich-selbst-drehen“ wegfällt („Habe oder bekomme ich, was ich brauche?“), sind dann die Qualitäten von Frieden und Freiheit, nach denen du dich immer gesehnt hast, nicht einfach da? Sind sie dann genau jetzt, in diesem Moment – egal welche Form er gerade annimmt – da? Auch bei dem Vorhandensein von „negativen“ Gedanken?

Und sind sie dann jemals nicht da? Bisher höchstens verdeckt durch die Selbsttäuschung eines realen, auffindbaren, unabhängigen Ichs, das erlebt und handelt?

Der Erlebende erlebt sein Erleben. So sagen und empfinden wir z. B.: „Ich sehe den Baum“ oder „Ich fühle den Schmerz“. Das ist die übliche Dreiteilung unseres Denkens und unserer Sprache in Subjekt, Prädikat und Objekt. Aber in der Wirklichkeit, in der Realität des gegenwärtigen Augenblicks, ist nur ein ungeteiltes, einfaches Erleben zu finden.

In der unmittelbaren Wahrnehmung, im direkten Erleben, gibt es immer nur das, was jetzt ist. Und nichts oder niemand als getrennte Entität dahinter. Nur ein Gedanke kann diese Trennung aufmachen. Aber auch dieser Gedanken-Moment kennt vom unmittelbaren Erleben her keinen zusätzlichen Besitzer dieses Gedankens…

Und oh Wunder, genau mit dieser Nicht-Ich-Erkenntnis wird das Leben leichter, Unendlich viel leichter. Selbst wenn es gerade schwer ist.

Aber selbst diese Erkenntnis kann du nicht in Besitz nehmen und festhalten. Sie kann nur ein Moment des (Er)Lebens sein. Und schwupps, schon ist der nächste Moment des (Er)Lebens da! Vielleicht ein Moment der Verwirrung!?

Es ist einfach nur (Er)Leben auszumachen. Immer. Und immer. Jetzt.

Das ist die unerschütterliche Freiheit des Jetzt.